Aktuelles
Eine ausführlich bebilderte Instandsetzung des
ZF8160-Lenkgetriebes (z.B. eingebaut im HANOMAG R332 Granit)
finden Sie in meinem Picasa-Webalbum: Klick!
Instandsetzung der
Fingerhebelwelle
Der
HATZ TL13 ist mit einer sogenannten 'Einfingerlenkung'
vom Typ 81o8 des
Herstellers 'ZF' ausgestattet.
Bei dieser Art von Lenkung wird vom
Lenkrad eine Lenkschnecke
bewegt, in die der konisch zulaufende Bolzen der
Fingerhebelwelle eingreift. Dadurch wird die Fingerhebelwelle nach
links oder rechts bewegt.
Diese Bewegung wird über ein
Gestänge an die Vorderachse übertragen.
Die Lenkung meines HATZ TL13
war sehr stark
ausgeschlagen; es bedurfte einiger Übung, den Schlepper
geradeaus auf der
Fahrbahn zu halten.
Die Ursache für das Lenkspiel
ist meistens der Bolzen der
Fingerhebelwelle
sowie die beiden Lagerschalen,
mit denen die Lenkschnecke
geführt wird.
Insbesondere der Bolzen der Fingerhebelwelle weist nach über
5o Jahren Betrieb starke Abnutzungserscheinungen
auf:

Starke Abnutzungserscheinungen an der Fingerhebelwelle
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Neben Lenkfinger
und Lagerschalen gibt es aber noch eine Menge anderer Ursachen, warum
ein Lenkgetriebe Spiel haben kann:
- Fingerhebelwelle eingelaufen (Reparaturmöglichkeit durch
überdrehen)
- Gleitlager Fingerhebelwelle verschlissen
- Lagerschalenkugeln verschlissen
- Lenkschnecke angegriffen
- Ausgleichsbleche falsch justiert
- Hülsenlager unter Lenkrad an Lenkstange defekt/verschlissen
- Lenkstange bei Hülsenlagerung verschlissen/verrostet
Dazu
kommt noch evtl. auftretender Ölverlust, woraus sich wiederum
erhöhte Abnutzung ergibt:
- Wellendichtring undicht
- Gehäusedeckeldichtung undicht
Dann sind da auch noch die Kugelgelenke an den Spurstangen,
verschlissene Lagerbuchsen der Achsschenkel und der Aufhängung der
Vorderachse.
Dies summiert sich dann insgesamt zu einem immer grösser werdendem
Spiel am Lenkrad auf.
Nach der langen Zeit sind meistens ALLE Teile mehr oder weniger
verschlissen und sollten nicht erst
dann repariert werden, wenn der
Schlepper keinen TÜV mehr bekommt, sondern im eigenen Interesse
und Sicherheit so bald wie möglich.
Hier
finden Sie eine Explosionszeichnung der Lenkung samt Ersatzteilliste
incl. der Ersatzteilnummern:

Ersatzteilliste Seite 1
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Ersatzteilliste Seite 2
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Explosionszeichnung
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Bilder der Lenkung

Detailansicht der noch
intakten Lenkschnecke
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Fingerhebelwelle und
diverse Lenkungskleinteile
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Gehäuse, Lenkwelle
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Alle Lenkungsteile
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Detailansicht Gehäuse
und Lenkwelle
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Der Schlepper
ohne Lenkung
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Instandsetzung Teil 1
Als ich einem Landmaschinenmechaniker von meinem Problem mit der
Fingerhebelwelle erzählte, schlug er mir -
allerdings unter Vorbehalt - vor, den Bolzen aufzuschweissen
und anschliessend mit der Feile zu bearbeiten.
Natürlich habe ich das versucht und das ganze hat ca. 10
Lenkradumdrehungen gehalten. Danach war es wieder genauso schlecht wie
vorher.
Instandsetzung Teil 2
Nach jahrelanger Suche hatte ich einen Instandsetzer
für die abgenutzte Fingerhebelwelle sowie die desulaten
Schneckenlager
gefunden.
Die Lagerschalen sind allerdings nicht gehärtet, wodurch sie auch
wieder mehr oder weniger schnell verschleissen werden. Ich werde diese
demnächst durch gehärtete ersetzen.
Jedoch war ich auch hier
mit dem Ergebnis des Bolzens der Fingerhebelwelle nicht
ganz zufrieden:
das
Problem ist, dass hierbei wieder durch Aufschweissen des alten Bolzens
Material zugeführt wird (wenn auch nach Aussage des
Instandsetzer nicht mit herkömmlichem Schweissdraht, sondern
mit einem besonderem, härteren Draht). Daher kann nach dem
Schweissen der Bolzen
nur noch geschliffen oder - wie in dieserm Fall - gefräst
werden:

Lenkstangenlager,
Lagerschalen und
Wellendichtring für
Fingerhebelwelle
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Es sind deutliche Krater im aufgeschweissten Material erkennbar
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Gesamtansicht
der Fingerhebelwelle
mit aufgeschweisstem Bolzen
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Instandsetzung Teil 3
Einige Monate, nachdem ich die durch Aufschweissen instandgesetzte
Fingerhebelwelle wieder hatte, bekam ich unvermittelt eine Email von
einem Werkzeugmacher, der auf dieser Seite auf den Bericht der
vorhergehenden Instandsetzungen
gestossen war.
Er bot mir zu einem vernünftigen Preis eine
für meine Begriffe perfekte Lösung an:
in dem von ihm vorgeschlagenem Verfahren wird der alte, verschlissene
Bolzen komplett ausgebohrt und es kommt statt dessen ein neu
angefertigter Bolzen aus speziell gehärtetem Stahl
(Oberflächenhärtegrad
= 60-64 HRC) hinein. Der Bolzen wird wie der originale Bolzen
auch nur randschichtgehärtet, was beim Röntgen des alten Bolzens sehr
gut zu erkennen war.
Der neue Bolzen wird rückseitig zunächst
verschweisst und dann geplant.
Als besonderes extra bot er mit noch eine spezielle
Oberflächenbehandlung an, mit der der
neue Bolzen nicht
etwa härter, sondern die Oberfläche wesentlich
reibungs- und damit verschleissärmer wird, wodurch im
Besonderen
auch die Lenkschnecke geschont wird.
Es gibt übrigens einen guten Grund, warum ZF den Lenkfinger so
konstruiert hat, dass dieser eher als die Schneckenwelle verschleisst,
denn dadurch wird die Lenkschnecke geschont, welche in der Herstellung
deutlich komplizierter und somit teurer ist als die Fingerhebelwelle.
Ich brauchte nicht lange zu überlegen und schickte
dem Mann meine Fingerhebelwelle, obwohl ich sie erst vor
kurzem vom Aufschweissen zurück bekommen hatte
und eigentlich nicht ein zweites mal Geld für etwas
ausgeben
wollte, das eigentlich schon repariert ist.
Das Ergebnis hat mich eines Besseren belehrt:
nach ein paar Tagen kam die Welle zurück und der jetzige
Zustand ist als besser als neu zu bezeichnen.
Sehen Sie sich das Ergebnis auf den folgenden Fotos an:

Der neu angefertigte
Bolzen, bereits speziell
oberflächenbehandelt
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Der neue
Bolzen von oben
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Wichtiger Hinweis
Da mich immer wieder Emails erreichen, ob es den Lenkfingerbolzen
einzeln zu kaufen gibt:
NEIN,
dieser ist nicht einzeln zu erwerben und zwar aus folgendem Grund:
der Bolzen ist randschichtgehärtet, muss aber eingeschweisst
werden. Durch die beim (herkömmlichen) Einschweissen entstehende
Wärme (und dabei ist es egal, mit welchem Schweissverfahren
gearbeitet wird) wird die Randschichthärung wieder
weichgeglüht und der Bolzen ist damit unbrauchbar.
Desweiteren gebe ich keinerlei Auskünfte über das angewandte
Verfahren. Ich beantworte keine Emails, mit Fragen zu Maßangaben
des Bolzens oder sonstige Abmessungen, Werkstoffbeschaffenheit, usw.
Es ist mir vollkommen egal, ob Sie selbst Werkzeugmacher,
Mechanikermeister oder sonst was sind, ob Sie eine Drehmaschine,
Fräsmaschine, Bearbeitungszentrum oder sonst was für
Maschinen zu Hause stehen haben und deshalb glauben, das auch selbst
machen zu können.
Um es kurz zu machen:
Ich leite grundsätzlich
nur Emails an den Werkzeugmacher weiter, in denen es um eine Reparatur
einer Fingerhebelwelle geht.
Bitte
ersparen Sie mir und sich selbst Emails, die davon abweichen, ich werde
solche Emails weder weiterleiten, noch beantworten!
Weitere Instandsetzungen
Hier noch einige Bilder von anderen Fingerhebelwellen, die erfolgreich
repariert werden konnten:

Diese Welle wurde schon
einmal versucht zu reparieren...
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...allerdings ist
das Ergebnis... |

...nun schlechter
als vorher
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So sieht die Welle
nach der Reparatur aus
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Die Schweissereien machten die
Reparatur nicht gerade leichter |

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Der Bolzen wurde
exakt eingesetzt
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Hier wurde versucht,
mittels Schweissbatzen...
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...den Lenkfinger
zu reparieren
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So sieht es nach...
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...der Instandsetzung...
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...aus.
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Vorher |

Nachher |

Nachher |
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Vorher |

Vorher |

Nachher |
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Lenkfinger abgerissen |

Nachher |

Nachher |
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Das passiert,
wenn der... |

...Lenkfinger falsch...
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...gehärtet wird.
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Ein kegelrollengelagerter
Lenkfinger, bei dem das
Lager fest gegangen ist |

Es wurde ein neuer...
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Lenkfinger angfertigt.
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Ein Reparaturversuch...
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der mit einem ausgerissenen
Lenkfinger endete.
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Nach der
Reparatur
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Der bisher extremste Fall
Auf den bisher extremsten Fall einer "Instandsetzung" gehe
ich ein wenig näher sein.
Hier wurde dem Besitzer der Fingerhebelwelle von einem
"Mechaniker" weissgemacht, die Welle könne ohne Probleme
ruckzuck billig instandgesetzt werden, "das wäre keine grosse
Sache und gleich passiert".
Und der gute Mann sollte recht behalten, denn es war keine grosse Sache und schnell
gemacht war es auch. Damit es noch schneller gehen konnte, wurde
auch darauf verzichtet, auf dem neu eingesetzten, wohl aus ST37 bestehenden Lenkbolzen einen
Konus aufzubringen - naja, ST37
ist ja zum Glück weich genug, so dass sich der Konus sicherlich
von selbst an der Lenkschnecke formt.
Das Ergebnis dieser "Reparatur" sah dann so aus:

Ohne Worte
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Ohne Worte
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Ohne Worte
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Wenn man
bedenkt, daß die Lenkung noch vor den Bremsen die wichtigste
Komponente überhaupt an einem Fahrzeug ist, fragt man sich schon,
ob manche Leute lebensmüde sind...
Nach der Instandsetzung sah das Ergebnis dann so aus:
Haltbarkeit der Instandsetzung
Ich werde immer wieder gefragt, wie zufrieden ich mit der
Instandsetzung des Lenkfingers bin und was deren Haltbarkeit anbelangt:
ich habe die instandgesetzte Fingerhebelwelle seit Juni 2010 eingebaut
und fahre regelmäßig mit dem Schlepper. Bisher (Stand August
2011) ist überhaupt keine Abnutzungserscheinung wie Spiel oder
sonstiges feststellbar. Mir ist klar, dass man nach ca. einem Jahr noch
keine Aussage machen kann, wie die Haltbarkeit der Lenkung nach 1o oder
2o Jahren ist, aber weil ich immer wieder danach gefragt werde, mache
ich diese Aussage nach bestem Wissen und Gewissen.
Wer
damit nicht klarkommt, soll sich eine andere Lösung der Reparatur
der Fingerhebelwelle überlegen.
Zusammenbau der Einfingerlenkung ZF
8108
Im folgenden wird der Zusammenbau der ZF 8108 Einfinger-Lenkung
bebildert beschrieben:

Erstmal muss die
Kugellagerbüchse (25a)
entfernt werden: dazu
nimmt man ein langes Rohr
und treibt das Lager von
hinten nach oben durch
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Ausser dem Lager kommt
das idiotischerweise jahrelang
eingespritzte Schmierfett zu Tage
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Vergleich alte und
neue Kugellagerbüchse
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Einzelteile
der Lenkung
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Jetzt wird die
neue Kugellagerbüchse
eingetrieben
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Hat man nicht gerade
ein Rohr mit passendem
Durchmesser zur Hand, tut
es auch eine passende Nuß
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Die Kugellagerbüchse
wird bis zur Nut
eingetrieben
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Jetzt wird der
Wellendichtring (22x32x7)
der Fingerhebelwelle eingesetzt
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Auch hier kann eine
passende Nuß zu Hilfe
genommen werden
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Der Wellendichtring
wird bis auf Anschlag
eingetrieben
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Nun werden die
14 Stück 1/4" Stahlkugeln
des oberen Lagers mittels
Fett 'angeklebt'
|

Nachdem die Lager-
schale aufgesetzt wurde,
muss noch der Springring
aufgebracht werden
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Jetzt wird die
Lenkstange vorsichtig
in das Mantelrohr
eingeführt
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Danach können die Kugeln
des unteren Lagers
wieder mittels Fett
eingesetzt werden
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Die untere Lager-
schale wird mit
leichten Hammerschlägen
auf Anschlag gesetzt
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Danach kommt auch
hier ein Springring
zur Sicherung drauf
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Jetzt wird der
Nachstellflansch und
die Beilegebleche montiert
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Die Lenkstange darf
axial nur minimales
Spiel aufweisen
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Die eingesetzte
Fingerhebelwelle
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Der Gehäusedeckel
wird mit vier M8x20
Inbusschrauben befestigt
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Die Nachstellschraube
muss mittels
Kupferdichtring
abgedichtet werden
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Der Zentrierring (25c)
darf nicht vergessen werden
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Anschliessend muss noch
die Druckfeder (25b)
aufgebracht werden
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Kontakt
Wenn auch Ihr Schlepper von dem Problem betroffen ist, stelle ich gerne
einen Kontakt zu dem Werkzeugmacher her:
info@extremzertifikator.de
Schmierung
des Lenkgetriebes
Viele
glauben, dass in das
Lenkgetriebe eines Schleppers Fett hineingehört - und das ist
so
ziemlich das Schlimmste, was man einem Lenkgetriebe antun kann.
Das Ganze hält dann in etwa fünf Lenkradumdrehungen und
spätestens dann hat sich
das gesamte Fett an beiden Enden der Lenkschnecke verteilt, wo es dann
auch bleibt.
Wie soll
das Fett jemals wieder in die Mitte und zum Finger gelangen, wo es
gebraucht wird?
Das war auch nie ab Werk so, lassen Sie sich von einem evtl.
vorhandenen Schmiernippel am Lenkgehäuse nicht irritieren.
In das Lenkgetriebe gehört Getriebeöl!
Deshalb ist es auch so wichtig, dass das Lenkgetriebe nach unten hin
absolut dicht ist und genau so wichtig ist es, dass von oben über
das Lenkrad kein Wasser eindringen kann.
Wenn das Lenkgetriebe nicht mehr ganz dicht ist oder man Angst vor
Getriebeöl hat, kann alternativ auch Fliessfett verwendet werden, wenn
dessen Viskosität entsprechend dünnflüssig genug ist.
Hier ein Auszug aus einer Bedienungsanleitung zur Wartung solch einer
Lenkung:
Wieviel Öl muss in das
Lenkgetriebe?
Es muss so viel Öl in das Lenkgetriebe, dass die obere Lagerschale
der Lenkschnecke vollständig vom Öl bedeckt wird (rote Linie
= Oberkante Getriebeöl):
Lenkrad
Hier finden Sie die Abmessungen des verbauten Lenkrads:
Anzahl
Speichen:
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3
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Aussendurchmesser: |
400,0
mm |
Innendurchmesser: |
360,0
mm |
Durchmesser
Mitte/Mitte: |
380,0
mm |
Höhe
gesamt: |
78,0 mm |
Höhe
Nabe: |
58,0 mm |
Schüsselungstiefe: |
20,0 mm |
|
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Durchmesser
Aufnahmekonus oben: |
20,5 mm |
Durchmesser
Aufnahmekonus unten: |
21,6 mm |
Höhe
Aufnahmekonus: |
27,0 mm |
Aussparung
Hupemknopf: |
50,0 mm |
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